Kurzbeschreibung:
Tritt häufig auf nach Schlaganfällen, seltener nach Traumen, Vergiftungen und Operationen. Störung der Wortfindung und/oder des Satzbaus und/oder der Merkspanne und/oder des Sprachverständnisses und/ oder des Lesens/ Schreibens.
Als Aphasie bezeichnet man Sprachstörungen, die durch Krankheit oder Trauma des Gehirns nach abgeschlossenem Spracherwerb auftreten (Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, CO-Vergiftung). Betroffen sein können je nach betroffenen Hirnarealen das Sprachverständnis, die Merkspanne, das Lesen, das Schreiben, die Grammatik und der Wortschatz.
Die Therapie ist aufgrund der unendlich vielen Symptomkomplexe sehr unterschiedlich.
Aber was kann der Therapeut überhaupt tun? Ein Beispiel: Wir stellen uns vor, die einzelnen Hirnbereiche mit ihren unterschiedlichen Funktionen sind durch Straßen miteinander verbunden. Am anderen Ende einer Straße stelle man sich z.B. den Wortschatz vor. Da die Straße nur noch schwer passierbar ist, fallen dem Patienten viele Worte nicht ein. Nun versucht man, Umwege zu finden und die Passierbarkeit dieser Straße zu erhöhen. Ein Beispiel: Ein Patient sieht ein Bild mit einer Tasse. Er kommt nicht darauf, wie dieser Gegenstand heißt. Zusammen mit dem Therapeuten beschreibt er das Bild: zum Trinken, aus Porzellan, mit Henkel - und bei einem bestimmten Stichwort fällt ihm das Wort wieder ein (Umweg). Nach einigem Üben kann er die Tasse auch wieder ohne Hilfe benennen (Passierbarkeit der Straße ist wieder besser).
Bei vielen Patienten bleiben trotz intensiven Übens manche Sprachbereiche beeinträchtigt. Dann ist es die Aufgabe der Therapeuten, mit ihm zu üben, den Alltag auch trotz dieser Probleme zu bewältigen. Wenn beispielsweise ein Patient den Mut braucht, trotz Wortfindungsstörungen wieder zum Bäcker zu gehen.
Hier fällt mir eine nette Geschichte ein: Eine meiner Patientinnen, eine nette ältere Dame, traute sich nicht mehr, ihre gewohnten Gänge zum Bäcker zu machen. Sie hatte Angst, die Leute könnten sie für dumm halten, wenn ihr auf einmal die Worte fehlen würden. Zur Vorbereitung auf einen gemeinsamen Gang beim Bäcker wurde die Einkaufssituation einige Male in der Therapie durchgespielt. Als der Tag kam, für den der gemeinsame Einkauf geplant war, kam sie freudestrahlend und erzählte, daß sie tags zuvor schon beim Bäcker gewesen war. Keiner hatte irgendetwas von ihren Schwierigkeiten gemerkt. Und so ist sie in ihrer Euphorie gleich danach noch zum Metzger gegangen. Die Überwindung dieser Hemmschwelle bedeutete für diese nette Dame ein riesiges Bündel an Glücksgefühlen. Und für mich auch.